Paddeln, aufstehen und surfen – Ein Wochenende im Surf Camp Australia

„Wie? Sind wir jetzt tatsächlich in einem Funkloch gelandet? Und wieso regnet das denn jetzt hier?“ waren unsere ersten Fragen, als wir in Gerroa 140 Kilometer südlich von Sydney am Seven Mile Beach angekommen sind. Mit 70 anderen ICMS Studenten hatte ich mich zu einem Surfwochenende beim Surf Camp Australia angemeldet. Eigentlich bin ich ja nicht so der Freund von Wasser, aber wenn man schon mal in Australien ist, muss man das ja auch mal ausprobieren.

Abgeholt wurden wir mit einem Doppeldecker Bus direkt im Zentrum von Sydney. Nach zwei Stunden sind wir dann auf dem Discovery Holiday Park in Gerroa angelangt, der für die nächsten Tage unser zu Hause sein sollte. Ein kleiner Bereich des Campingplatzes ist für das Surfcamp reserviert. Fünf Bungalows, um einen Aufenthaltsplatz herum aufgebaut, bilden das Camp. In ihnen einige Zimmer mit jeweils sechs oder sieben Betten. Dazu noch die Sanitäranlagen, ein Küchenhaus und der Aufenthaltsplatz. Hier haben wir uns auch erst einmal getroffen.

Einer der Surflehrer hat uns dann gleich schreiend („When we are shouting, we have to say something important!“) in die Camp Gepflogenheiten eingewiesen. „Hinter mir findet ihr die Sanitäranlagen. Dort drüben hängen eure Wetsuits. Hier wird gegessen. Und dort wird abgespült.“ Viel mehr war für den ersten Abend nicht mehr geplant und so gingen wir auch alle ziemlich schnell in unsere Betten.

Samstag, 8.20 Uhr: Der Wecker klingelt. Frühstücken ist angesagt. Toast, Marmelade, Müsli und Milch stehen schon bereit. Für heute sind zwei Surfstunden à zwei Stunden geplant. Also noch schnell den Bauch vollschlagen, Zähne putzen und dann auf in die Wetsuits. Vor diesem Wochenende hatte ich noch nie einen Neoprenanzug an. Aber jetzt ist er sicher hilfreich. Also gehe ich mit dem ersten Bein hinein. Es ist nass und kalt. Dann das zweite Bein. Für den Oberkörper brauche ich dann noch ein bisschen Überwindung, aber das habe ich dann auch geschafft. Langsam wird es auch schön warm in dem Anzug.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass es durchgehend nieselte?

Nachdem jeder den passenden Wetsuit gefunden hatte, ging es dann auch schon los an den Strand. Vielleicht war es nicht meine beste Entscheidung die 10 Minuten dorthin Barfuß zu laufen. Aber da musste ich durch. Kurz vor dem Ziel hat jeder noch ein ziemlich großes, aber leichtes, Surfbrett in die Hand gedrückt bekommen und endlich konnten wir das Meer sehen. Groß waren die Wellen.

Bevor es aber ins Wasser geht heißt es erst einmal üben. In Kleingruppen gehen wir die einzelnen Schritte durch, die wir später brauchen. Lange hat es nicht gedauert, bis jeder alle Steps eingeübt hatte. Auf’s Brett legen, paddeln, aufstemmen, rechten Fuß anziehen, linken Fuß zwischen die Hände stellen und dann langsam nach oben. Klingt einfach. Am Strand war es das auch.

Dann geht es aber auch endlich ins Wasser und auf einmal sind die Schritte gar nicht mehr so einfach wie zuvor. Also wieder üben. Aufstehen und gleich wieder ins Wasser fallen. Trinken brauchen wir erst einmal nichts, so viel Wasser wie man beim eintauchen dauernd schluckt. Wie Bojen stehen die Surflehrer mit ihren roten T-Shirts im Wasser und helfen jedem aufs Brett, zeigen was man falsch macht und dann heißt es wieder üben. Und tatsächlich. Schon nach den ersten zwei Stunden habe ich es geschafft öfter mal wenigstens für kurze Zeit auf dem Brett zu stehen.

Dann hieß es aber erst einmal wieder zurück ins Camp. Essen und wieder aufwärmen. Nach dieser kurzen Pause ging es gleich wieder in den jetzt noch ein bisschen kälteren Neoprenanzug und wieder an den Strand. Ich probiere es noch einmal Barfuß.

Dieses Mal wärmen wir uns vor dem surfen noch schnell auf, üben noch einmal alle Steps und dann geht es wieder rein ins Wasser. Am Nachmittag sind die Wellen durch die Ebbe etwas angenehmer zum surfen und ich schaffe es tatsächlich häufig auf dem Surfbrett zu stehen. Am Anfang falle ich aber noch oft runter, bekomme das Board nicht unter Kontrolle. Irgendwann habe ich den Fehler dann aber auch gefunden. Also stelle ich mich jetzt mit meinem rechten Fuß ganz auf das Brett und nicht nur mit den Zehenspitzen und siehe da: Ich surfe! Was für ein Gefühl.
Viele Male surfe ich hinaus, fliege irgendwann hinunter und laufe wieder zurück ins Wasser um gleich die nächste Welle zu erreichen. Langsam macht das ganze ja richtig Spaß. Aber dann waren die zwei Stunden auch schon wieder viel zu schnell vorbei.

Also zurück, duschen, essen und ein bisschen Theorie. Schließlich sollen wir ja wissen, was ein Rip ist und wie wir einen Strand mit dem Wasser richtig lesen können. An diesem Abend geht es noch, wegen des Regens bequem mit dem Shuttlebus, in einen „Pub“ in Gerroa. Eigentlich war der Gerroa Boat Fishermans Club dann wohl doch eher eine Mischung aus Hotel, Spielcasino und Restaurant, aber hey, das Bier ist günstig dort.

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Sonntag ging es dann schon um 7.20 Uhr wieder los (minus eine Stunde Zeitumstellung). Wer zum Teufel hatte auch „Yeah“ geschrien, um noch eine weitere Surfstunde zu bekommen? Na gut. Also wieder alles von vorne. Frühstück, Zähne putzen, Wetsuit an und zum Strand laufen. Heute hatte ich sogar Schuhe an! Am Strand waren dann die ersten Gedanken: „Die Sonne scheint! Dann hat es doch sicher super Wellen!“ Tja, falsch gedacht. Das Wasser war von den Vortagen aufgewühlt und hatte eine extrem starke Strömung. Also doch nicht so schön wie erhofft.

Egal, auf ins Wasser. Ich versuchte jede mögliche Welle zu nehmen und habe es sogar einige Male geschafft bis an den Strand hinaus zu fahren, wo sich dann aber meine Finne doch ziemlich ruckartig im Sand sich festsetze und mich so vorne über das Surfbrett hinaus schleuderte. Nach einer guten Stunde gegen die hohen Wellen ankämpfen waren meine Kräfte dann aber wohl doch am Ende.
Also erst einmal ein bisschen am Strand entspannen. Kurz später entschlossen wir uns dann doch gleich den Heimweg anzutreten. Die Wellen waren uns einfach zu stark. Also zurück laufen, noch einmal eine warme Dusche und ein Mittagessen genießen und dann in den Bus nach Sydney.

Müde ging der Tag zu Ende. Und jetzt ist nur die große Frage: Surfbrett und Wetsuit kaufen oder nicht?

Auf jeden Fall kann ich jedem empfehlen einen Surfkurs bei dem Surf Camp Australia zu machen. Coole Lehrer, gutes Equipment, viel Essen und Spaß macht es auch noch. (Und das hier ist nicht bezahlt!)

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1 Kommentar

Tibbo am 9. Oktober 2012

Sehr schön geschrieben! So lebendig, wie Du das geschildert hast, konnte ich mir dieses spannende Erlebnis fast so gut vorstellen als würde ich selbst daran teilnehmen 🙂 Bei der Vorstellung, mir diesen kalten Neoprenanzug anzuziehen hat’s mich geschüttelt, und den Barfuß-Marsch über teils unangenehmes Terrain kann ich mir auch gut vorstellen 😉

Weiter so! Es ist spannend und schön, an Deinem Australien-Aufenthalt teilhaben zu können! 🙂

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