Festivals jetzt auch Flashmobs?

Nein, über Flashmobs schreibt der Brockhaus von 1985 noch nichts. Die Wikipedia erklärt, dass ein Flashmob ein scheinbar spontaner Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen ist, bei denen sich die Teilnehmer persönlich nicht kennen und ungewöhnliche Dinge tun.

Den meisten von euch werde ich das nicht erklären müssen. Aber vielleicht haben einige da noch Nachholbedarf.

Irgendwie werden in den Medien in letzter Zeit Facebook-Veranstaltung ja auch immer öfter mit Flashmobs gleichgesetzt. So ist es kein Wunder, dass bei dem MVV – Abschiedstrinken (was das ist gibt’s in der Stammstrecke zu hören) vor kurzem alle über einen Flashmob sprachen. Nach der Definition stimmt das aber ja gar nicht. Ein ganzer Abend ist doch mehr als ‚kurz‘.

Nachdem dort mehrere S-Bahnen kaputt gingen haben die Behörden in München scheinbar Angst vor dem Internet bekommen. So haben sie dieses Wochenende einen Flashmob auf dem Marienplatz verboten und mit hohen Strafen gedroht. Bei dem Flashmob sollte eine große Menschenmenge für ein paar Minuten einfach stillstehen.
Der pfiffige Veranstalter hat daraufhin den Flashmob auf den Odeonsplatz verlegt. Neben zahlreichen Teilnehmern war dort aber auch die Polizei prominent vertreten und hat auch gleich mal die Personalien des Veranstalters aufgenommen.

Heute habe ich mich aber dann schon gefragt, ob ich wirklich richtig lese. Die ehemaligen Organisatoren des Kulturspektakel Gauting, bei dem ich auch mit organisiere, planen gerade mit Unterstützung von uns Kultlern ein Winterkult. Dieses kleine Festival à la Tollwood soll Ende Januar auf dem Bahnhofsplatz bei uns in Gauting stattfinden.

Heute hat ein Sachbearbeiter aus unserer Gemeinde dann mal mit der Polizei gesprochen und sie haben einen Schrecken bekommen. Das Winterkult findet ja am Bahnhof statt. Wusste man zwar seit Anfang der Planung, aber nun hat man schnell kombiniert: Bahnhof + Veranstaltung = Flashmob. Da klingeln doch die Alarmglocken!
Jetzt hat man Angst, dass jemand beim Winterkult einen Flashmob ausrufen könnte und uns auch gleich den Vorschlag gemacht, wir könnten nach 3/4 der Planung und dem Druckauftrag der Werbemittel doch auch in die Grundschule umziehen.

Äh. Kann jemand bitte der Polizei und der Gemeinde den Unterschied zwischen einem Festival mit Veranstalter und Sicherheitsvorkehrungen und einem Flashmob erklären? Und vor allem. Der Gautinger Bahnhof ist doch nicht der Marienplatz!

Update: Wie schon gestern angedeutet hat die Gemeinde jetzt die Veranstaltung an diesem Ort untersagt. Nach einer Rücksprache mit der Bahnpolizei hat man die Gefahr eines spontanen Facebook Flashmobs als zu groß angesehen.
Nach meinen Einschätzungen hat die Gemeinde wohl eine verzerrtes Bild von dem Internet und Flashmobs bekommen. Gauting ist doch nicht der Marienplatz und es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich auf einmal 400 Leute auf dem Gautinger Bahnhofplatz zu einem Flashmob zu versammeln. 100 wären doch schon unrealistisch.

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