Mir fällt es immer wieder auf. Alles, was ich mit Freunden organisiere läuft über Social Networks. Mail ist ja schon lange ausgestorben. Alle treiben sich in Facebook oder Lokalisten herum. Wenn man sich nicht gerade trifft, schreibt man dort miteinander. Vor allem die Facebook Nachrichten eignen sich perfekt um in großen Gruppen ohne ein Treffen diskutieren zu können.
In meiner jetzigen und alten Klasse gibt es jedoch ein paar, die sich von dem Internet komplett ausschließen. „Für was brauche ich das Internet, wenn es doch SMS und Telefon gibt?“, geben diese oft zur Begründung.
Natürlich stimmt es, dass man sich genauso gut so abstimmen kann. Man wird ohne das Internet trotzdem von vielen „wichtigen“ Dingen ausgeschlossen. Ich schicke ja nicht jede Nachricht, die ich bei Facebook geschrieben habe nochmal per SMS an diese eine Person.
Meine Beobachtungen zeigen, dass die Jugendlichen, welche nicht im Internet präsent sind auch oft außen vor bleiben und gar nicht über aktuelle Geschehnisse informiert werden.
Habt ihr jemanden im Bekanntenkreis, der das Internet nicht nutzt? Was sind eure Erfahrungen zu diesem Thema?
Foto von escapedtowisconsin
13 Kommentare
Hallo Daniel,
ich persönlich kenne keinen der gar kein Internet hat. Aber viele meiner Bekannten nutzen es nicht so ausgiebig wie ich. Was ich allerdings erschreckend finde ist das in den Schulen heutzutage davon ausgegangen wird das man zu Hause Zugang zum Internet hat. Da wird bereits in dritten Klassen die Empfehlung gegeben, Informationen und Bilder für z.B. einen Vortrag im Internet zu suchen. Die Kinder deren Elten kein Internet haben stehen damit von vorn herein schlechter da als andere.
LG Jana
Huhu Daniel,
„Was ich allerdings erschreckend finde ist das in den Schulen heutzutage davon ausgegangen wird das man zu Hause Zugang zum Internet hat.“
Da kann ich mich nur Jana anschließen jedoch existiert bei mir in der Schule (bzw bei den Lehrern) ein Gegensatz: einserseits wird Internet vorausgesetzt (z.B. Bayernmoodle und Informationssuche) andererseits ist es das „Böse“ weil die Informationen schlechter/unzuverlässiger sein sollen als Zeitungen. Mein Reli Lehrer hat mal vorgeschlagen man solle doch „Computerfasten“ machen. Was bei keinem aus meiner Stufe klappen würde da man dauernd irgendwelche Referate machen muss.
Um zurück auf dein Thema zu kommen. Ich selber kenne eine Person (in meinem Alter) die komplett kein Internet hat. Sie kommt super damit zurecht. Wie (sie oben) frage ich mich auch immer.
Davon abgesehen kenne ich ein paar die zwar Internet haben aber kein Facebook, was mittlerweile ja „Standard“ ist. Lokalisten, SchuelerVZ usw sind da kein Ersatz. Aber das sind meist männliche „Web 1.0er“ (manche auch Gamer) die sich dann (finde ich komischerweise) über Skype austauschen.
Hm. Wenn ich so recht überlege, kenne ich niemanden aus meinem Freundeskreis, der nicht wenigstens im SchülerVZ vertreten ist. Wobei viele sich nun auch einen Facebook-Account anlegen. Ich frage mich, wie man Dinge früher untereinander organisiert hat. o_o
Also Grundsätzlich gibt es natürlich in meinem Bekanntenkreis einige Leute, die das Internet nicht nutzen. Aber die sind mindestens >50 Jahre. Das ist irgendwie so ein Generations-Problem, dem ich auch täglich begegne: „Was ich früher nicht gebraucht habe, brauch ich auch heute nicht.“ Ich kann die Einstellung zwar irgendwie nicht verstehen, aber ich habe gehört, dass nennt man konservativ, oder so ähnlich. Soll wohl auch Parteien dafür geben. Wenn es etwas neues gibt, dann will man das doch ausprobieren und erforschen, dann damit scheitern und weiter probieren, dann wieder scheitern und scheitern … und irgendwann wird es klappen und man wird etwas geschafft und gelernt haben. Ist irgendwie so ein menschlicher Trieb…
„Natürlich stimmt es, dass man sich genauso gut so abstimmen kann.“: Nein, stimmt nicht! Für eine SMS und Telefonate bezahle ich utopische Preise, erreiche nur eine Person auf einmal, habe keine dokumentierten Ergebnisse… etc. Also von „genau so gut“ kann wohl nicht die Rede sein.
Was bei der Diskussion so ein bisschen mitschwingt, ist die Frage/Forderung nach „Internet für alle“. Einerseits ist es glaube ich in Deutschland kaum mehr ein Problem, dass sich Leute keinen Internet-Anschluss leisten können. Dass der Zugang trotzdem gesetzlich garantiert ist, ist eine andere Diskussion. Leute, die in .de das Internet nicht nutzen wollen es, glaube ich, einfach nicht.
Bin selbst ein internet affiner Mensch und im Alter von 55 Jahren. Mein Geld verdiene ich mit diesem Medium schon seit fast 14 Jahren. Trotzdem gilt für mich und Beispiele kann ich mittlerweile genung liefern: Wer die sozialen Kontakte nur noch über das Internet hat und das reale Leben dabei vergisst, wird früher oder später zum Fall für den Psychologen. Viele Grüße
@Peter: Da hast du jetzt aber etwas falsch aufgefasst.
Das Internet vertreibt ja nicht das reale Leben, sondern bietet eine weitere Plattform zum Pflegen von Freundschaften und dem Austausch von Neuigkeiten.
Allerdings, das sehe ich auch so, Daniel: Und dabei hat das Internet die gleiche „Rolle/Bedeutung“ wie zuvor schon andere Kommunikationsformen. Wer sich zu früheren Zeiten dem Telefon verweigert hat, der war bald ziemlich allein. Kommunikationsformen und -techniken verändern sich, entwickeln sich weiter. Also ist das, was wir wir derzeit erleben ganz normal. Und als mittlerweile schon etwas älterer „digital Native“ 😉 kann ich mich noch gut erinnern, wie ich Mitte der 90er Jahre in New York die Erfahrung machte, dass mich jeder nach meiner E-Mail-Adresse fragte und keiner eine Telefonnummer wollte. Und so wie E-Mail heute zum Standard gehört, so glaube ich, werden auch die Social Networks irgendwann für jeden ein Must sein.
Ich würde nicht sagen, dass Menschen, die das Internet nicht so häufig nutzen, von wichtigen Dingen ausgeschlossen werden.
Genauso wie wir „Digital Natives“ in unserer eigenen Welt leben, in der Facebook, Twitter, Google usw. eine zentrale Rolle spielen, so leben diese Menschen auch in ihrer eigenen Welt mit anderem Fokus.
Denen fehlt auch nichts, weil sie ihre Schwerpunkte anders setzen und es daher nicht vermissen, ständig online zu sein.
Wenn das reale soziale Netzwerk nicht oder kaum bei Facebook, Twitter usw. vertreten ist, ist der Anreiz ja auch nicht so hoch und man hat nicht das Gefühl, etwas nicht mitzubekommen.
Das sind zumindest meine Erfahrung mit nicht so sehr online lebenden Freunden.
@Martina: Es geht ja nicht darum, dass sie was verpassen. Ich merke, dass es einfach komplizierter ist diese Menschen mit in eine Diskussion o.ä. einzubeziehen. Man kann sie einfach nicht so schnell erreichen.
Meine Freunde sind leider größtenteils auch Offline-Nieten. Die rufen mich sogar noch auf meinem Festnetztelefon an! Hallo? Festnetz? WTF!
@dani:
>Einerseits ist es glaube ich in Deutschland
>kaum mehr ein Problem, dass sich Leute keinen
>Internet-Anschluss leisten können.
Internet kostet Geld. Always on kostet Energie = Geld. Auch ‚Sozialtarife‘ sind nicht umsonst. PCs und Handys sind nicht umsonst. Bei Leuten, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen (werden immer mehr), ist das nicht einfach so drin.
@Daniel
>Man kann sie einfach nicht so schnell
>erreichen.
Stimmt, kenn ich auch. Das ist manchmal echt ein Problem.
Andererseits: viele Leute sieht man fast täglich (Schule) oder zumindest einigermaßen regelmäßig.
Ist auch immer die Frage: was liegt mir an den anderen. Wenn sie mir wichtig sind, treibe ich einen gewissen Aufwand.
Aber DSL für alle, im zweifelsfall kostenlos, wär natürlich ne feine Sache 😉
Grenzwertig sind Social Networks an sich – da formt sich datenschutztechnisch eine Mega-Zeitbombe, die eigentlich nur darauf wartet, dass sie jemand mißbraucht. Umso gefährlicher, je mehr Networks dank unserer flächendeckenden Teilnahme Gesellschaftsstrukturen 1:1 abbilden können und mehr über uns und unsere Freunde wissen, als wir selber. Aber das ist ein anderes Thema…
Was ich allerdings erschreckend finde ist das in den Schulen heutzutage davon ausgegangen wird das man zu Hause Zugang zum Internet hat. Da wird bereits in dritten Klassen die Empfehlung gegeben, Informationen und Bilder für z.B. einen Vortrag im Internet zu suchen.
Dem halte ich entgegen, daß jemand mit schulpflichtigen Kindern sich mit dem Internet auseinandersetzen muss und auch die Aufgabe hat, seine Kinder heranzuführen. Da ist die Recherche im Netz ein Mittel.
Früher gab es auch Eltern, die sich ausgeschlossen fühlten, weil sie keinen Bibloitheksasuweis hatten.
Ebenso hier. Ich wüsste nicht, dass jemand aus meinem Freundes- oder Bekanntenkreis das Internet GAR NICHT nutzt. Sicherlich nutzen es wenige (auch alleine des Jobs wegen) nicht so intensiv wie ich.
Mir fielen da nur Großeltern ein. Aber das zählt sicher nicht. Also von unserer Generation denke ich niemand. (Den ich kenne)