Im Januar 2012 rief ich euch Blogleser und viele weitere Menschen dazu auf mir bei meiner Projektarbeit für die FH zu helfen. Wir durften uns frei ein Thema heraussuchen und ich habe mir als Ziel gesetzt, herauszufinden wie sich unser Vertrauen in die klassischen Radio- und Fernseh-Korrespondenten durch Social Media verändert hat. Auf die Idee bin ich durch Richard Gutjahr gekommen, der viele aktive Onliner Anfang 2011 mit Berichten vom Tahrir-Platz in Kairo informiert hat.
Ich möchte euch hier in diesem Artikel jetzt eine Kurzfassung der doch relativ langen Projektarbeit geben. Es geht los mit ein bisschen Theoriezeug über Korrespondenten und Social Media, dann geht es um meine gestellte Umfrage und diese Ergebnisse. Wer alles ganz ausführlich will, darf sich gerne bei mir melden.
Die Theorie
Was sind eigentlich die Aufgaben der Korrespondenten?
Die ARD hat das weltweit größte Netz an Korrespondenten noch vor der BBC oder anderen. Insgesamt sitzen für sie an 30 Orten über 100 Hörfunk- und Fernseh-Korrespondenten. Sie sollen uns zu Hause die Geschehnisse der Welt näher bringen. Um dies so gut wie möglich zu gewährleisten muss ein Korrespondent einiges drauf haben. Mindestens sollte er schon einmal die Landessprache beherrschen und sich auch sonst gut in dem Land auskennen, aus dem er berichtet. Zum anderen sollten die Korrespondenten die Ereignisse vor Ort gut interpretieren und deuten können. Als drittes habe ich noch die politische Funktion entdeckt. So sollte ein Korrespondent durch eine ausgewogene Berichterstattung zur Völkerverständigung beitragen.
Lange Zeit hatte so der Korrespondent freies Handwerk und konnte in seinen Möglichkeiten und mit seiner Ausbildung die Menschen zu Hause informieren. Jetzt ist jedoch noch ein weiterer Informationskanal hinzu gekommen: Das Internet mit den sozialen Netzwerken. Es ist meistens schneller als die herkömmlichen Medien. Laut Bitkom nutzen heute schon gut 28% der Internet Nutzer in Deutschland die sozialen Netzwerke als Nachrichten-Ticker. Hier bieten natürlich Blogs, Facebook, Twitter und YouTube reichlich Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und Partizipation bei Ereignissen.
Die Umfrage
Die demografischen Daten
Bei meiner Umfrage nahmen 214 Menschen teil. Die Geschlechter waren bei meinen Teilnehmern nahezu ausgeglichen und auch das Alter war von 16 bis 50 Jahren relativ gleichmäßig verteilt. Vom Bildungsgrad her hatten über 90% der Teilnehmer angegeben, dass sie ein Abitur, Fachabitur oder Hochschulabschluss haben. Die weiteren 10% waren im Besitz der Mittleren Reife oder des Hauptschulabschlusses.
Mediennutzung der Teilnehmer
Kommen wir also zur Nutzung der untersuchten Medien. Da man natürlich nicht alles untersuchen kann habe ich mich in der Umfrage auf Fernsehen, Radio, Facebook und Twitter fokussiert.
Den Start macht das Fernsehen. Nur rund 60% der Teilnehmer schauen regelmäßig Fernsehen. Wenn sie vor ihrem Fernseher sitzen ist über die Hälfte unter einer Stunde vor dem Gerät bzw. 30% noch 1-2 Stunden täglich. Also deutlich weniger als bei repräsentativen Umfragen, bei denen die Fernsehdauer meistens über drei Stunden pro Tag liegt.
Beim Radio sind die Zahlen ganz ähnlich. Regelmäßig Radio hören bei mir ca. 60% der Teilnehmer. Auch hier sind die meisten mit 64% nur unter einer Stunde am hören. Ein Viertel jedoch noch zwischen ein und zwei Stunden täglich.
Das Internet ist da bei meinen Umfrage-Teilnehmern um einiges beliebter. Obwohl es verpönt ist nach der Nutzungszeit des Internets zu fragen habe ich es doch gemacht. Fast ¾ der Teilnehmer gaben an über drei bzw. zum Teil über fünf Stunden täglich online zu sein. Kann man natürlich auch nicht mehr so genau sagen. Wegen Smartphones und so. Jedenfalls gaben 80% der Teilnehmer an, einen Facebook Account zu haben und 70% nutzten Twitter.
Wo informiere ich mich? Wem vertraue ich?
Das Erdbeben in Japan
Fast jeder kann sich daran erinnern, wie er von dem Terroranschlag auf das World Trade Center erfahren hat. 2001 gab es aber noch nicht das Internet, das wir heute haben. Also fragte ich die Teilnehmer meiner Umfrage, wo sie von dem Erdbeben in Japan am 11. März 2011 und dem darauffolgenden Tsunami zuerst erfahren haben.
Das Ergebnis ist für mich jetzt nicht überraschend. Knapp 40% der Teilnehmer haben zuerst über Twitter von dem Ereignis erfahren. Auch 40% teilen sich zu gleichen Teilen Radio und Fernsehen. 10% der Erstkontakte mit dem Erdbeben können die Online Newsportale bei sich verbuchen. Facebook und die Tagesszeitung sind weit hinten abgeschlagen mit unter 5%. Mit diesen Ergebnissen ist schon klar zu erkennen, dass Twitter als Kurznachrichtendienst vielen schon als Nachrichten-Ticker gilt und die anderen Nutzer sie so auch als erstes und schnellstes informieren.
Als nächstes ist natürlich interessant, auf welchem Medium sich die Befragten nach der Information des Erdbebens weiter informiert haben. Hier hat sich doch eine deutliche Verschiebung feststellen lassen. Twitter ist auf nur 14% zurückgefallen, dafür haben die klassischen Journalisten die Führung übernommen. Über 40% haben sich im Fernsehen über die Katastrophe informiert. 30% über die Online Newsportale wie tagesschau.de oder Spiegel Online. Radio ist mit der Zeitung und Facebook weit abgeschlagen bei unter 5%. Diese spielten im Markt für die weiterführenden Informationen also kaum noch eine Rolle. Vor allem die niedrigen Zahlen von Facebook finde ich interessant. Scheinbar nutzt dies tatsächlich keiner zur Informationsbeschaffung.
Vertrauensfrage: Korrespondent oder Laie?
Okay, jetzt wissen wir woher wir unsere Informationen kommen, aber der Antwort auf meine Frage sind wir noch nicht näher gekommen. Also, wem vertrauen wir denn jetzt mehr? Ich habe das natürlich als Profi auch meine Teilnehmer der Umfrage gefragt.
Hier haben ca. 45% angegeben, dass sie den Korrespondenten in Radio und Fernsehen mehr vertrauen als den Live Berichten von Laien vor Ort. 15% vertrauen ihnen mehr, als den Korrespondenten. Sehr interessant ist aber, dass 40% der Teilnehmer sich lieber beides anschauen und beiden zu gleichen Teilen vertrauen. Ich interpretiere da jetzt einfach mal rein, dass man eben während man den Fernseher etc. laufen lässt sich live Tweets durchliest um sich so ein besseres Bild der Lage zu verschaffen. Widersprecht mir, wenn ihr es anders seht.
Mich hat jetzt aber noch eine Sache interessiert. Oft passiert es ja, dass sich Journalisten auf den Weg zum Ort des Geschehens machen und dann dort ihre Online Kanäle bedienen. So wie es auch Richard Gutjahr im Januar 2011 gemacht hat. Hier finde ich es sehr interessant, dass ganze 75% der Teilnehmer meiner Umfrage solchen Journalisten, die direkt vor Ort ihre Statusupdates versenden, ihr Vertrauen schenken. 25% glauben jedoch auch hier mehr den Laien vor Ort.
Fazit
Ich habe in diesem beschränkten und nicht repräsentativen Rahmen herausgefunden, dass trotz den Social Media Angeboten immer noch die meisten Rezipienten ihr Vertrauen in die professionellen und ausgebildeten Journalisten legen. Jedoch spielen die sozialen Netzwerke und vor allem Twitter eine relativ große Rolle im Bereich der ersten Information.
Dies war meine Projektarbeit in gekürzter und vereinfachter Form. Ich hoffe es ging gut sich durch die über 1000 Wörter zu lesen.
Wenn ihr jetzt noch Fragen oder auch Interesse an mehr Infos habt könnt ihr euch gerne per Kommentar oder auf anderen Wegen bei mir melden.